Inhaltsverzeichnis


- Analog. Dialog. Papier.
- Globaler und europäischer Papiermarkt
- Was ist eigentlich umweltfreundliches Papier?
- Papier und Digital: Faktencheck Umwelt
- Labels und Zertifikate der Druckindustrie
- Nachhaltige Druckdienstleister, Beispiele
- Marketing: Papier versus Digital

Umwelt und Soziales in der Papierindustrie

Der Blick auf diese für Deutschland bedeutenden Player in der Papierindustrie zeigt eine zunehmend offensive, und verifizierbare umweltfreundliche Ausrichtung. Fast sämtliche Produzenten sind FSC- und/oder PEFC-zertifiziert, validiert nach der Norm für Umweltmanagement DIN EN ISO 14001 oder 5001 (Umwelt- und Energiemanagement) etc. und auch sonst bei den Themen Umweltschutz und Soziales mittlerweile ehrgeiziger als allgemein für die Papierindustrie angenommen wird.

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A) Papierproduzenten: von der Defensive in die Umwelt-Offensive


Die Bemühungen der Papierindustrie in puncto Umweltschutz wurden zum großen Teil auch durch die zunehmend sensibilisierte Nachfrage vorangetrieben: Themen rund um den Klimawandel sind in aller Munde: Städte und Länder verkündeten Klimanotstände und verhängten Fahrverbote. 2019 wurde das Klimaschutzprogramm 2030 der Bundesregierung verabschiedet.
Es gab allein in den vergangenen zehn Jahren teils markante Hitze-Rekorde. 2018 und 2019 entwickelten sich die größten Waldbrände der Menschheitsgeschichte: in Russland, den USA, in Kanada, in der Amazonas-Region und sogar in direkter Umgebung des Nordpols.
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Verbraucher wurden zusätzlich durch globale Bewegungen wie Fridays for Future sensibilisiert. Die Papier- und Druckindustrie wirkte noch vor wenigen Jahren in puncto Umweltschutz eher getrieben – eher um das Image des Mediums Papier besorgt, weniger um den Klimawandel.

Die Papierindustrie agiert mittlerweile selbstbewusst und offensiv

Viele Papierhersteller engagieren sich sogar deutlich stärker als gesetzlich vorgeschrieben ist oder bei Ausschreibungen z. B. für Drucksachen ohnehin schon standardmäßig gefordert wird: etwa die Beschaffung von Rohstoffen aus zertifizierter Waldwirtschaft (FSC, PEFC). Die folgenden Beispiele vermitteln einen nicht vollständigen, aber anschaulichen Eindruck, mit welcher Leidenschaft die Branche heute im Beriech Umwelt und Soziales aktiv ist.
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Arjowiggins ist zurück, so nachhaltig wie eh und je
Nach der Insolvenz ist es dem Papierhersteller im Herbst 2019 durch einen Management-Buy-out gelungen, viele Hundert Arbeitsplätze in allen Werken zu erhalten – das teilte der strategische Partner, der Papiergroßhändler Antalis mit. Sämtliche Papiersortimente (Papier-, Karton- und Umschlagsqualitäten), werden weiterhin bei Antalis angeboten.
Das Angebot nachhaltiger Papiere umfasst mehr als einhundert recycelte Varianten, aus 25 bis 100 Prozent Postconsumer-Abfällen – von glatten, texturierten oder beschichteten weißen Qualitäten bis hin zu farbigen Pappen. Arjowiggins-Papiere sind sowohl von der FSC als auch vom European Climate Forum zertifiziert. Zudem verarbeitet Arjowiggins auch alternative Materialien, u. a. Abfallprodukte oder auch schnell wachsende, erneuerbare Bambusfasern. Der Papiergrößhändler Antalis präsentiert in seinem Paperbook 2019-2021 sämtliche Kollektionen, wie z. B. die Sorten Conqueror, Curious oder Keaykolour. Ein persönliches Exemplar kann über die E-Mail-Adresse: angefragt werden. Oder sprechen Sie mit dem Druckdienstleister Ihrer Wahl über ein zu Ihrem Auftrag passendes AW-Substrat.
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UPM Biofore: Verantwortung als Grundvoraussetzung
Schon seit 2009 arbeitet der Papierproduzent an einer neuen Positionierung als Bio- und industrielles Forstunternehmen. Alle Produkte, so auch Papier, sollen aus erneuerbaren Rohstoffen hergestellt und wiederverwertet werden. Der Konzern ist weltweit der größte Verarbeiter von Altpapier für die Herstellung grafischer Papiere. Alle Zellstoff- und Papierfabriken von UPM verfügen über ein zertifiziertes Umweltmanagementsystem nach ISO 14001 und sind darüber hinaus EMAS-validiert. Das Unternehmen bezeichnet sich als Biofore-Company und zeigt Beispiele der sog. Bioökonomie auf seiner Website.
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Papierfabrik Palm: Material von gestern für Zeitungen von morgen
Palm ist einer der führenden Hersteller von Zeitungsdruck- und Wellpappenrohpapieren aus 100 Prozent ausgesuchtem Altpapier, das in umweltschonenden Verfahren hergestellt wird. Der Papierproduzent ist hochwertig zertifiziert, u. a. mit DIN ISO 14001 und 5001 (Umwelt- und Energiemanagement), FSC, PEFC sowie dem EU Ecolabel. Palm Recycling schließt Rohstoffkreisläufe durch Bezug von Altpapier durch Kooperationen mit der kommunalen und gewerblichen Abfallwirtschaft sowie aus Handel, Gewerbe und Industrie und präsentiert seine Umweltleistungen zusammenfassend auf einer speziellen Landingpage.
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Steinbeis Papier: Nachhaltigkeit als zentralen Wert für die Industrie der Zukunft
Der Papierproduzent zeigt sich besonders kommunikativ und kundennah. Im Blog spricht das Unternehmen über Umweltschutz, Gesellschaft und Verantwortung: u. a. spricht Veronika Warmers, Marketingleiterin der Steinbeis Papier GmbH, sehr offen über die Besonderheiten des Herstellungsprozesses von Recyclingpapier, Trends und die Zukunftsperspektiven der Branche. Das Unternehmen ist u. a. mit den Labels Blauer Engel und EU-Ecolabel zertifiziert. Im Blog findet sich u. a. ein Beitrag über das Fachmagazin Wohllebens Welt, herausgeben vom bekannten Umwelt- und Waldschützer Peter Wohlleben: gedruckt auf dem Steinbeis-Papier Charisma Silk, ein Papier mit dem Umweltzeichen Blauer-Engel-RAL-UZ72 und dem EU-Ecolabel.
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Koehler Paper-Group: Ohne Ökologie keine Ökonomie
Ein weiterer Papierproduzent, der den Wandel der Papierindustrie greifbar macht: In seinem lebendigen Blog gewinnt das Unternehmen Sympathiepunkte durch authentische Storys. Dort geht es immer wieder um Menschen und Mitarbeiter: Auszubildenden der Koehler Paper Group produzieren für einen guten Zweck 691 Liter Bio-Apfelsaft, Mitarbeiter werden für langjährige Treue geehrt. Wir fanden einen Beitrag über die Prämierung von insgesamt 855 Ideen und Verbesserungsvorschlägen aus der Belegschaft, die 2018 mit 69.656 Euro dafür belohnt wurden. Mensch und Umwelt: Die Absichten sind authentisch.
Sämtliche Recyclingpapiere von Koehler sind mit dem Umweltzeichen „Blauer Engel“ ausgezeichnet. Das Unternehmen ist nach DIN ISO 14001 und 5001 (Umwelt- und Energiemanagement) sowie u. a. auch mit den nach FSC und PEFC zertifiziert. Nachhaltige Papiere können Druckereien, aber auch Printbuyer über den praktischen Produktfinder vorselektieren.
Dazu passt, dass das Unternehmen den Gold-Status von der international anerkannten Nachhaltigkeits-Bewertungsplattform EcoVadis für ihre Corporate Social Responsibility (CSR), erhalten hat und damit zu den besten von 35.000 bewerteten Unternehmen weltweit zählt.
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Viel mehr Neues aus der Papierindustrie
Schon diese Beispiele aus der Branche zeigen die Lebendigkeit der Papierindustrie. Fakten, die Medienproduktionern bzw. Drucksacheneinkäufern häufig nicht bekannt sind.

Zu den eher weniger bekannten Fakten zählt u. a. auch, dass viele Papierproduzenten teils riesige Waldflächen besitzen. Nehmen wir den schwedische Forstbetreiber Svenska Cellulosa Aktiebolaget (SCA), der 2007 Marke Tempo gekauft hat (mittlerweile Essity) und dafür die eigene Taschentuchmarke Softis gemäß dem Kartellamt veräußern musste: Das Unternehmen besitzt 2,6 Millionen Hektar Wald (beinahe die Fläche Belgiens) und ist damit der größter Waldbesitzer in Europa.
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B) Papiergroßhändler: die Welt der Papierwunder


So nachhaltig und engagiert wie die Papierproduzenten sind auch die Großhändler und Druckdienstleister. Mit Blick auf den Papierhandel in Deutschland ist der Markt, abgesehen von sehr speziellen Händlern, übersichtlich: Im Wesentlichen ist der Markt mit Marktanteilen von jeweils circa 40 Prozent Marktanteil von zwei Großhändlern geprägt:
  • Die portugiesische Inapa-Gruppe, in Deutschland vertreten durch die Papier Union – eine Gruppe, die 2019 zudem die Papyrus Deutschland GmbH & Co. KG übernommen hat, bis 2010 Schneidersöhne Deutschland GmbH & Co. KG.
  • Die IGEPA group GmbH & Co. KG mit Sitz in Hamburg, zu der über 20 internationale und acht deutsche Unternehmen, u. a. Hansa Papier (Hansa GmbH & Co. KG), gehören.

Weitere, kleinere, sehr innovative Papierhändler sind u.a.: Antalis, Berberich, Kreuser, Römerturm, GMUND, Hahnemühle und so weiter.
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IGEPA: Veganes Papier, mit offiziellem V-Label-Zertifikat
Der Papiergroßhändler IGEPA-Group bietet mit Papiersorten wie Profisilk, Profimatt, Profibulk 1.1 und Magno Natural aus den Sappi-Produktionsstandorten Stockstadt und Ehingen erstmals sogar offiziell zertifiziertes veganes Papier an, neben einem umfangreichen Sortiment von Recyclingpapieren.
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Das V-Label ist eine international anerkannte und geschützte Marke zur Kennzeichnung vegetarischer und veganer Produkte. Mit dem V-Label werden erst seit Januar 2019 auch Non-Food Produkte, so auch Papier, ausgezeichnet – das macht Sinn, denn schließlich werden sämtliche vegane Produkte auch verpackt. Das V-Label schafft damit zunehmend auch mehr Transparenz in der Druck- und Medienbranche.
Die Sappi Austria Produktions-GmbH & Co. KG (Standort Gratkorn) trägt zu einer ökologischen und sicheren Wärmeversorgung in Graz bei. Durch eine Recyclingpapieren. Das Kooperation von Sappi Gratkorn, Energie Graz und Bioenergie wird es in rund 30.000 Grazer Haushalte in den kommenden 20 Jahren warm.
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Die Berliner Druckerei für Aufkleber und Folien Hauptstadtader GmbH, bietet seit 2019 über den Onlineshop deinestadtklebt.de auch Aufkleber aus veganem Material an. Durch die entsprechende Lizenzierung erreicht das Unternehmen damit eine stark wachsende, interessierte Klientel von Veganern und Vegetariern. Nach jüngsten Studien ernähren sich bereits acht Millionen Menschen vegetarisch und bis zu 1,3 Millionen sogar vegan. Ein Schaubild auf zeit.de zeigt die Unterschiede zwischen Flexitarier, Frutarier, Vegetarier und Veganer und dokumentiert einen künftigen Boom-Markt, auch mit großem Einfluss auf die dafür gut gerüstete, quirlige Papier- und Druckindustrie. Geschäftsführer Paul Kündiger hat die Entscheidung nicht bereut. „Sie sehen überall in den Supermärkten wachsende Regalbereiche mit veganen Lebensmitteln.“ Anders als vor zehn Jahren, handeln mehr Konsumenten aus tiefster Überzeugung. Paul Kündiger organisiert 2020 als Seniorpartner die Bundeskonferenz der Wirtschafts-Junioren in Berlin: „Nachhaltige Geschäftsmodelle und die nachhaltige Gestaltung von Geschäftsprozessen ist nicht nur wichtig – diese Fragen stehen im Zentrum der 2020er-Konferenz in Berlin.
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Antalis GmbH: Green-Star-System für nachhaltige Papiere
Antalis hat verstanden, dass seine Kunden selbst immer umweltbewusster werden. Das Unternehmen teilt seine umweltschonenden Sortimente in fünf Gruppen auf:
  • Das Sortiment Cocoon besteht aus 100 Prozent recyceltem Papier und lt. Antalis ein Beststeller.
  • Das Naturpapier Olin sind neue fein recycelte FSC®-zertifizierte Papiere aus der Keaykolour Kreativpapierfamilie und enthalten zwischen 30 und 100 Prozent PCW (Post-consumer-Abfälle).
  • Das ReKreate-Sortiment der Marke Keaykolour ist ein neues hoch recyceltes Produkt, in dem Fasern wiederverwendet werden, die normalerweise im Recycling-Prozess verloren gehen würden.
  • Digigreen, eines der neusten Produkte, wird aus Recycling- und Primärfasern hergestellt und hält die strengsten Umweltvorschriften ein und besitzt zudem das FSC®-Zertifikat und das Umweltzeichen der EU. Für den Digitaldruck ist es nach dem Hersteller das erste 100 Prozent grüne Papier auf dem Markt.
  • Im Verpackungsbereich wirbt das Unternehmen zum Beispiel mit Flo Pack Green. Diese Wabenpappen werden aus vollständig recyceltem Material hergestellt.

Damit Kunden nachhaltige Produkte unkompliziert identifizieren können, hat der Papiergroßhändler das Bewertungssystem Green Star entwickelt.
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Berberich und der VIVUS-Musterfächer für nachhaltige Marken
Für das Unternehmen steht die Auswahl seiner eigenen Lieferanten und Papierhersteller im Fokus. Konkret werden nur Produkte von qualitäts- und umweltbewussten Papiererzeugern gelistet, deren Fabriken entsprechende Zertifizierungen nachweisen können.
Unter der Marke VIVUS hat der Großhändler nachhaltig produzierte Produkte zusammengefasst, die mit verschiedenen Umweltlabels wie Blauer Engel, FSC, CO2-neutral oder EU Ecolabel ausgezeichnet sind. Um die Sortimente begreifbar zu machen, hat Berberich einen Musterfächer entwickelt, der sämtliche umweltschonende Sorten beinhaltet, den Interessierte kostenfrei bestellen können.
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Römerturm zeigt nachhaltige Anwendungsbeispiele
Auch im Römerturm-Sortiment haben wir diverse FSC®- bzw. PEFC®-zertifizierte Feinpapiere in den verschiedensten Farben und Oberflächen entdeckt. Das Unternehmen ist solide zertifiziert. Interessant für Medienproduktioner sind die Anwendungsbeispiele mit weitestgehend nachhaltigen Feinpapieren, die das Unternehmen in Kooperation mit Kreativagenturen in auf seiner Website vorstellt. Der sogenannte Römerturm Umwelt-Blog ist in diesem Fall ein gedruckter Blog, in dem Interessierte eine Auswahl umweltfreundlichen Papiere finden und der kostenfrei bestellt werden kann.
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Diverse kleinere, innovative Papiermühlen
Die Büttenpapierfabrik Gmund GmbH & Co. KG aus Gmund am Tegernsee, hat sich auf teils exotische und hochwertige Papiersorten spezialisiert. Das Sortiment reicht von edelsten Büttenpapieren bis hin zum wasser- und fettabweisenden sowie reißfesten Steinpapier und u. a. aus Hopfen hergestelltes Bierpapier. GMUND geht seit 190 Jahren mit der Zeit und präsentiert ein großes Sortiment an Papieren auch in den eigenen Papier-Shops im Einzelhandel. Kleine Bedarfe an speziellen und nachhaltigen Papieren können im Internet bei spezialisierten Händlern wie z. B. bei Papierdirekt geordert werden.
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CREAPAPER als Gras-Partner für die Papierindustrie
Das Unternehmen Creapaper GmbH aus Hennef steht als kleiner Player Modell für die Innovationskraft der deutschen Papierindustrie: GRASPAP® ist ein Pellet, aus dem der Rohstoff Gras von heimischen Wiesen gewonnen und über ein lokales Versorgungskonzept umweltschonend an Papierfabriken geliefert wird. Besonders als Frischfaserersatz kann Graspapier demnach seine ökonomischen Vorteile ausspielen, denn es soll bis zu 40 Prozent günstiger sein als Frischfasern aus Holz. Das Gras wird auf Ausgleichsflächen geerntet, die beim Bau von Straßen oder Häusern als Grünausgleich angelegt werden, kommen demnach also nicht als Tierfutter in Frage.
Das Material kann einer regulären Papierfertigung beigemischt werden und minimiert damit den Verbrauch von Frischfasern, z. B. aus Holz und ist zudem recyclebar. Nach Angaben des Herstellers lassen sich etwa 90 Prozent aller Papierprodukte aus Graspapierbeimischungen herstellen. Die Forschung wird von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) unterstützt. Dem Unternehmen wurde im Jahr 2017 der Deutschen Innovationspreis für Klima und Umwelt (IKU) verliehen.
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Innovationstausch und Begeisterung quer durch die Wertschöpfungskette
Einige Druckereien schwören auf Papierproduzenten wie Arjowiggins oder Koehler, andere setzen auf Graspapier, zum Beispiel die e.kurz+co Druck- und Medientechnik GmbH aus Stuttgart. Das Unternehmen hat eigenes eine Website www.diegrasdruckerei inszeniert, und bietet dort nur Drucksachen aus Graspapier an. Geschäftsführer Matthias Durst hat sich durch sein Engagement bei Instagram zu einem der ersten Druckerei-Influencer für nachhaltige Medien gemausert und fast 3.000 Follower gewonnen, die sich interessiert an der dortigen Kommunikation beteiligen.