Inhaltsverzeichnis


- Analog. Dialog. Papier.
- Umwelt und Soziales in der Papierindustrie
- Was ist eigentlich umweltfreundliches Papier?
- Papier und Digital: Faktencheck Umwelt
- Labels und Zertifikate der Druckindustrie
- Nachhaltige Druckdienstleister, Beispiele
- Marketing: Papier versus Digital

Globaler und europäischer Papiermarkt

In Bezug auf nachhaltige Papiersorten, haben diverse Insolvenzen, zum Beispiel von Arjowiggins, Feldmühle oder auch Scheufelen zu Irritationen und Nachfragen von Marketers und Einkäufern geführt. Zudem sind 2018 und 2019 die globalen Rohstoffpreise für Zellstoff und damit auch die Papierpreise gestiegen. Durch die zeitliche Überschneidung mit diversen Insolvenzen bekannter Papiermühlen wurden Zusammenhänge interpretiert. Doch tatsächlich stehen die Ereignisse in keinem direkten Zusammenhang.

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Nicht selten gab es die Sorge, dass es Lieferengpässe für umweltfreundliche Papiere geben könnte. Doch Engpässe gab es zu keinem Zeitpunkt. Die Gesamtumsätze der Papierindustrie wachsen nach wie vor moderat.
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Konsolidierungen, Fusionen und Insolvenzen
Zudem gab es Fusionen und Konsolidierungen in der Papierindustrie. Zum Beispiel meldete die in Deutschland bekannte Papierfabrik Zanders GmbH Anfang 2018 Insolvenz an und wurde unter Führung einer schwedischen Unternehmensgruppe unter Zander-Papers GmbH im Dezember 2018 weitergeführt.
Im Januar 2019 hat der französische Papierkonzern Sequana Capital für sein Tochterunternehmen ArjoWiggins einen gerichtlich überwachten Sanierungsplan sowie für drei französische Papierwerke die Insolvenz beantragt. Speziell Für die Werke von ArjoWiggins Creativ Paper (AWCP) hat der Papiergroßhändler und strategische Partner des Papierherstellers Antalis im September 2019 ein Management-Buy-out unter der neuen Firmierung AW Scotland Ltd. bekanntgegeben. Bestehende Sortimente (Papier-, Karton- und Umschlagsqualitäten) bleiben demnach verfügbar bleiben.
Noch im Januar 2019 berichtet das Branchenmagazin print.de darüber, dass die Papierfabrik Scheufelen im Dezember 2018 neue Investoren für ihr spezielles Graspapier-Frischfaserkonzept gewinnen konnte. Nur wenige Monate später, im Juni 2019, wurde bekanntgegeben, dass Scheufelen im Februar 2019 zum zweiten Mal nach 2008 Insolvenz angemeldet hat. Eine Übernahme hat es nicht gegeben. Mitte November 2019 wurden die Maschinen im Freiverkauf angeboten. Das Unternehmen existiert also nicht mehr.
Zu diesen Insolvenzen gesellte sich Anfang 2019 noch der Antrag der Papierfabrik Feldmuehle GmbH in Uetersen, die auf Etikettenpapier und flexible Verpackungspapiere spezialisiert ist. Das Unternehmen wurde im Februar 2019 mit halber Belegschaft und starker Konzentration auf Spezialpapiere weitergeführt.

Die insolventen Unternehmen verbindet entweder ihre nachhaltige Sortimente oder eine Spezialisierung auf Papiere für spezielle Zwecke. Wohl auch deshalb haben die Insolvenzen hierzulande für Irritationen gesorgt. Gesehen auf das globale oder europäische Papierbusiness sind diese Ereignisse jedoch kaum von Bedeutung.

An umweltfreundlichen Papieren mangelt es schon längst nicht mehr.

Ein Blick auf das Engagement der Papierwirtschaft in puncto Umwelt- und Sozialverträglichkeit offenbart, dass es aktuell vielfältige, nachhaltige Papier-Sortimente gibt. Sogar Derart üppig, dass es mitunter unübersichtlich ist. Die Definition, was umweltfreundlicheres Papier ist, lässt sich anhand weniger, klarer Kriterien ermitteln, wie weiter im Text beschrieben.
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Globales und europäisches Produktions- und Umsatzvolumen

Grundsätzlich wird die Papierproduktion vom Verband Deutscher Papierfabriken (VDP) in die folgenden Segmente unterteilt:
  • Grafische Papiere,
  • Papier, Karton und Pappen (Verpackungsmaterial),
  • Hygienepapiere und
  • Papier und Pappen für technische und spezielle Verwendungszwecke.

Es wird geschätzt, dass die 20 größten Papierhersteller derzeit einen Anteil von fast 40 Prozent an der weltweiten Papier- und Pappeproduktion haben:
  • Die größten papierproduzierenden Länder sind China, USA, Japan, gefolgt von Deutschland.
  • Das weltweite Produktionsvolumen beträgt etwa 420 Millionen Tonnen.
  • Etwa 24,3 Prozent der weltweiten Papierproduktion entfällt mit rund 100 Millionen Tonnen auf die europäische Papierindustrie.
  • In Europa ist Deutschland mit einem Produktionsvolumen von 22,7 Millionen Tonnen die Nummer eins bei der Produktion von Papier, Karton und Pappe.
  • Durch die Konsolidierung der europäischen Papierindustrie im letzten Jahrzehnt ist die Zahl der Unternehmen, Papierfabriken und Papiermaschinen in Europa gesunken.
  • Zugleich ist die Produktionskapazität gestiegen.

Der Umsatz der europäischen Zellstoff- und Papierindustrie betrug 2016 rund 81 Mrd. Euro, erwirtschaftet durch rund 177.000 Beschäftigte. Deutschland ist auch umsatztechnisch führend in Europa:
  • 2018 hat die Deutsche Papierindustrie in 167 Werken rund 15,5 Mrd. Euro umgesetzt,
  • erwirtschaftet durch rund 41.000 Beschäftigte der hiesigen Zellstoff- und Papierfabriken.
  • Deutschland zählt zudem weltweit zu den größten Abnehmern von Papier.
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Gestiegene Weltmarktpreise für Rohstoffe


Die Rohstoff- und Logistikpreise sind aufgrund der zunehmenden globalen Nachfrage, besonders aus dem asiatischen Raum, 2018 und 2019, je nach Sorten, um bis zu zwölf Prozent gestiegen. Besonders die Chinesen ordern immer mehr Rohstoffe für die eigene Papierproduktion. Auch die Preise für Altpapier, als wichtiger Rohstoff für die Papierproduktion, sind aufgrund der globalen Nachfrage gestiegen. Die Preise sind in Bewegung – seit Ende 2019 sind z. B. die Altpapierpreise aufgrund des hohen Aufkommens wieder deutlich gesunken, sehr wahrscheinlich auch mit Einfluss auf die Endpreise für entsprechende grafische Papiere.
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Deutscher Papiermarkt: innovativ und nachhaltig
Die deutsche Papierindustrie ist, gemessen am Produktionsvolumen, zu 54 Prozent in ausländischer Hand. Der Wert ist durch regelmäßige Fusionen und Übernahmen volatil. Neben großen internationalen Konzernen gibt es viele mittelständische, stark spezialisierte Unternehmen in Deutschland, nicht selten Weltmarktführer in ihren Segmenten. Die deutsche Papierindustrie ist innovativ und exportiert 45 Prozent in die Weltmärkte.

Insgesamt kribbelt und krabbelt es, sowohl bei den Produzenten als auch bei den Großhändlern und Weiterverarbeitern von Papier – z. B. im Printsektor. Die Großhändler führen mittlerweile üppige Sortimente umweltfreundlicher Papiere. Papierfabriken decken mittlerweile eine Nachfrage, die durch Endabnehmer, z. B. von Drucksachen, über die Druckindustrie und schließlich den Papiergroßhandel entstanden ist. Mittlerweile produzieren Papiermühlen auch aus eigener Initiative immer mehr umweltfreundlichere Sorten.
Es gab und gibt also keine Engpässe bei umweltschonenden Papieren wie Recyclingpapieren, etwa aufgrund von Insolvenzen oder gestiegenen Weltmarktpreisen. Sogar das Gegenteil ist der Fall.
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Zehn bedeutende Papierhersteller in Deutschland (2018):


Die Angaben über die Umsätze, Mitarbeiterzahlen bzw. Produktionsvolumen und somit die jeweils daraus resultierenden Marktstellungen in Europa und Deutschland werden in verschiedenen Quellen unterschiedlich beziffert und/oder sind in Segmente gruppiert. Die meisten Unternehmen sind international verflochten, allesamt betreiben wenigstens internationale Produktionsstandort.
  1. Die Smurfit Kappa Group, mit Hauptsitz in Dublin (Irland) ist europäischer und deutscher Marktführer im Bereich Verpackungen aus Wellpappe, Wellpappenrohpapier und Vollpappe und beschäftigt in Deutschland circa 5.000 Mitarbeiter an 30 Standorten.
  2. Essity Germany GmbH, mit Hauptsitz der Deutschen Gesellschaft in München, produziert in fünf deutschen Werken mit rund 3.500 Beschäftigten u. a. Hygienepapiere (ZEWA oder Tempo).
  3. UPM (UPM-Kymmene Oyj), mit Hauptsitz in Helsinki (Finnland) bzw. deutschem Sitz in Augsburg, zählt mit 14 weltweiten und sechs deutschen Produktionsstandorten zu den Weltmarktführern bei Magazin- und Zeitungsdruckpapieren sowie Fein- und Spezialpapieren.
  4. Papierfabrik Palm GmbH & Co. KG, mit Hauptsitz im baden-württembergischen Aalen-Neukochen, produziert in fünf Fabriken (drei in Deutschland) mit rund 4.000 Beschäftigten Wellpappenrohpapiere sowie grafische und Zeitungspapiere ausschließlich auf Basis von Recyclingstoffen.
  5. Mondi AG, mit Hauptsitz in Wien, hält mehrerer österreichische und 13 deutsche Produktionsstandorte mit rund 2.800 Beschäftigten – insgesamt sogar etwa 100 Produktionsstätten weltweit. Produziert werden vornehmlich Verpackungslösungen, (Industrie- und Konsumgüter).
  6. WEPA Papierfabrik, mit Hauptsitz im nordrhein-westfälischen Arnsberg: zählt zu den europäischen Marktführern bei der Herstellung von Hygiene, Toiletten und Küchenpapieren (Anteil von 25 Prozent im deutschen Markt), die in fünf deutschen und acht europäischen Werken hergestellt werden.
  7. Sappi Limited, mit Hauptsitz in Johannesburg (Südafrika), betreibt mit Sappi Fine Paper Europe sieben Werke in Europa, darunter drei in Deutschland und zählt durch Übernahmen z. B. des Papierherstellers Hannover Papier und weiteren Werken in Europa seit Mitte der 90er Jahre zu den führenden Herstellern von gestrichenen Papieren und Feinpapieren hierzulande.
  8. Progroup AG, mit Sitz in Landau (Pfalz), ist ein deutscher Wellpappenhersteller mit mehreren Werken in Deutschland und im europäischen Ausland, mit insgesamt circa 1.000 Beschäftigten.
  9. Papierfabrik August Koehler, mit Hauptsitz im baden-württembergischen Oberkirch, wurde nach der Übernahme der damals insolventen Katz Group Weltmarktführer für Bierdeckel und produziert heute an drei Standorten in Deutschland mit rund 1.700 Beschäftigten u. a. auch Thermo- oder Durchschreibe- sowie Feinpapiere.
  10. Felix Schoeller Gruppe GmbH & Co. KG, mit Hauptsitz im niedersächsischen Osnabrück, produziert an fünf deutschen und drei internationalen Standorten insbesondere Imaging- und Dekorpapier sowie technische Spezialpapiere.
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