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Ressourcenschonung durch  Effizienzsteigerung?

Ressourcenschonung durch Effizienzsteigerung?

Ressourcen sind, vereinfacht betrachtet, alles das, was in den Produktionsprozess und in die Erbringung von Dienstleistungen eingeht. Rohstoffe sind eine Teilgruppe daraus, nämlich die natürlich vorkommenden Materialien.

Herkunft: Media Mundo
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In Abgrenzung von den aus natürlichen Quellen stammenden primären Rohstoffen werden zusätzlich noch die durch Wiederverwertung (Recycling) gewonnenen Rohstoffe unterschieden. Typischerweise sind diese Ressourcen endlich und mit wenigen Ausnahmen wie Luft oder Wasser nicht im Überfluss vorhanden. Daraus ergibt sich die Notwendigkeit, damit verantwortungsvoll umzugehen.

Als Weg zu nachhaltiger, also nicht durch Raubbau und Ausbeutung geprägter, Ressourcennutzung wird meist die Steigerung der Effizienz gewählt, um an der generellen Ausrichtung von Unternehmensstrategien und Produktnutzen festhalten zu können.
Effizienz wird als Synonym für Wirtschaftlichkeit verwenden. Sie bezeichnet also das Verhältnis von Aufwand zu Ertrag. Anhgesichts des oft schwer greifbaren Kontext von Nachhaltigkeit, der meist noch mit einer Wohlfühl-Lifestyle-Komponente einhergeht, ist ein objektiv messbarer und damit quantifizierbarer Wert eine angenehme Ausnahme.
„If you cannot measure it, you cannot improve it.“, diesen Ausspruch von Lord Kelvin vor Augen, werden Produkte, Materialien, Prozesse und ganze Industriezweige auf Rohstoff- und Energieeffizienz hin optimiert. Bauteile werden leichter und Motoren verbrauchen immer weniger Kraftstoff, stetig sinkt der Energieeinsatz pro Produktionseinheit. Wir scheinen auf dem Weg in ein ökologisches Wirtschaftswachstum, indem Fortschritt, Wachstum und Nachhaltigkeit keine Gegensätze sind, sondern ideal zusammenpassen. Diesen Eindruck könnte man gewinnen, wenn man Unternehmenspublikationen und Politikerreden Glauben schenken darf. Doch die Effizienz-Brille wirft Probleme auf:

Näherung ans Limit


Nehmen wir als Beispiel den Wirkungsgrad eines Druckprozesses: Ein (theoretisches) Maximum von 100% wäre erreicht, wenn die gesamte Energie und alle eingesetzten Materialien wie Papier und Farbe verlustfrei oder ohne Restmengen verarbeitet werden. Konnte durch intelligentere Steuerungssysteme und computergestützter Abläufe die Effizienz in den bereits effizient produzierenden Unternehmen immer weiter gesteigert werden, so nähert sich diese Steigerung nun asymptotisch an einen maximal möglichen Wert.

Einsparungen werden aufgefressen


Das Paradoxe der aktuellen Situation in der Medienbranche zeigt sich darin, dass die Produktion kontinuierlich effizienter wird, die Rohstoffe aus kontrollierter Produktion stammen und sich die Kommunikation an immer aufgeklärtere, umweltbewusstere Verbraucher wendet. Aber die Anzahl der produzierten Medien nimmt von Jahr zu Jahr zu, Streuverluste von über 97% werden in die Auflage bereits einkalkuliert, das Hamsterrad dreht sich immer schneller, die relativen Einsparungen werden durch die absolute Mehrproduktion wieder aufgefressen - der sogenannte Reboundeffekt schlägt zu.

Auf dem Holzweg


Ein weiteres Problem liegt im Unterschied von Effizienz und Effektivität. Wir machen die Dinge zwar zunehmend richtiger, aber machen wir auch die richtigen Dinge? Immer weniger Input pro Produktionseinheit und detailversessene Optimierung lösen nicht das Problem, dass unser Wirtschaftssystem auf Wachstum und damit einhergehend auf dem Verbrauch von Ressourcen basiert. Diese jedoch sind endlich, ein komplettes Umdenken in allen Bereichen ist notwendig. Für unsere Branchen muss dies heißen: Wir brauchen nicht mehr Medien, wir brauchen bessere. Und wenn noch keine besseren Medien verfügbar sind, müssen wir lernen die Medien richtig einzusetzen.

Durch Effizienzsteigerung erkaufen wir uns die Zeit, die wir brauchen, um das auf Wachstum ausgelegte Wirtschaftssystem gegen ein anderes zu tauschen und damit den Raubbau an Mensch und Natur zu beenden. Denn die effektivste Ressourcenschonung ist immer noch die „Nicht-Inanspruchnahme“ endlicher Ressourcen.