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Von Prozessoptimierung  zur Nachhaltigkeit

Von Prozessoptimierung zur Nachhaltigkeit

Die Prozessoptimierung ist die solide Basis der nachhaltigen Medienproduktion, denn Effizienz und Produktivität sind die Bausteine, die Ökonomie und Ökologie miteinander verbinden.

Herkunft: Media Mundo
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Der Kostendruck ist in der Druckbranche omnipräsent und lässt sich auch bezüglich einer nachhaltigen Medienproduktion nicht wegdiskutieren. Trotz Not und Notwendigkeit stehen über dem ökologischen Anspruch in der Regel stets die ökonomischen Tatsachen. Seit 2009 sinken die Budgets drastisch und werden in der Konsequenz auch 2012 wieder reduziert werden. Hinzu kommt eine gnadenlose Überkapazität, die laut IRD etwa 46 Prozent beträgt. So können Preismechanismen nicht mehr funktionieren. Der Marktspiegel im Sinne des Preisleistungsverhältnisses sinkt folglich kontinuierlich und Druckereien werden zunehmend allein über ihre Preise definiert.
Wenn die Preise aber immer weiter fallen, dann finden Lösungen keine Gnade, die sich oberhalb der vom Kunden akzeptierten Preisgrenzen bewegen. Das gilt auch für die nachhaltige Medienproduktion. Es ist schon eine Kunst, in den Bereich hineinzukommen, in dem der Kunde bereit ist, für ein Plus an Nachhaltigkeit auch ein wenig mehr auszugeben. Erst dann greift die Differenzierung über Nachhaltigkeit.

Die Leistung der Prozessoptimierung


Unter dem Strich erfordert Nachhaltigkeit einiges an Investition. Unternehmen müssen einiges an Aufwand und Geld in die Hand nehmen, um möglichst umfassend ihre Stärke im Sinne der nachhaltigen Produktion im Markt umsetzen zu können. An dieser Stelle bietet die Prozessoptimierung wertvolle Hilfe.
Prozessoptimierung bedeutet Effektivität. „Effizienz beschreibt, in welchem Grad die Ressourcen eines Betriebes optimal aufeinander abgestimmt sind. Das heißt, Prozesse innerhalb der gesamten Wertschöpfungskette sollten so optimal aufeinander abgestimmt sein, dass keine Kapazitätsvorhaltungen existieren. Die höchste Effizienz ist dann gegeben, wenn es in der gesamten Leistungserbringung keine ungenutzten Ressourcen mehr gibt“ erklärt Eckhard Bölke, Institutsleiter des IRD.
Das zweite Stichwort ist die Produktivität, das Verhältnis von Output zu Input. „Damit wird die Leistungsfähigkeit einzelner Bereiche beurteilt, beispielsweise die Zahl der bearbeiteten Angebote und Aufträge pro Innendienst-Mitarbeiter oder die Leistung pro Stunde im Druck. Da geht es um knallharte Leistungsparameter“, so Eckard Bölke.
Effizienz und Produktivität sind die Voraussetzung für eine wirtschaftliche Produktion. Gleichzeitig sind in ihnen aber bereits wichtige Aspekte der Nachhaltigkeit immanent: Ressourcenschonung und Makulaturreduzierung.

Vorhandene Potenziale


„Unsere Produktivitätsvergleiche und Analysen in Richtung Prozessoptimierung zeigen, dass beispielsweise bei Akzidenzbetrieben im Bogenoffset im Vergleich zum Benchmark der Best-Practice-Unternehmen eher im unteren Durchschnitt liegen. Das Handlungspotenzial im Rahmen der Prozessoptimierung ist immens“, erklärt Eckhard Bölke. „Es lassen sich ebenso beträchtlich viele Ressourcen einsparen, wenn Prozesse optimiert werden. Die Werkzeuge dazu sind oftmals in den Betrieben vorhanden. Es geht eher darum, wie man sie nutzt.“
Das grundlegende Verständnis über die Notwendigkeit der Prozessoptimierung ist durchaus vorhanden, doch mangelt es an der Umsetzung. „Das Prozessbewusstsein fehlt. Erfassen, optimieren, standardisieren und automatisieren – diese Handlungskette muss sozusagen in Fleisch und Blut übergehen“, resümiert Eckhard Bölke. „Leistungsfähige Betriebe optimieren ihre Prozesse pro Jahr in einer Größenordnung zwischen vier bis fünf Prozent, um die erforderlichen Renditen am Markt erwirtschaften zu können. Es ist aber für jeden eine zukunftstragende Hausaufgabe, den Appellen auch Taten folgen zu lassen.“
Es ist dringend erforderlich, konkretes Tun in den Vordergrund zu stellen, damit die Märkte auch in Zukunft noch funktionieren, damit alle Ressourcen genutzt und die erheblichen Einsparungspotenziale ausgeschöpft werden können.

Prozessoptimierung und Nachhaltigkeit – einige Beispiele


Auftragsmanagement:
Mit aktivem Projektmanagement lassen sich Auftragsunterbrechungen, mehrfaches Einrichten, Sonder- und Kurierfahrten vermeiden.
Standardmehrlieferungen sind zwar in vielen AGBs vorgesehen, jedoch in wirtschaftlicher wie ökologischer Hinsicht vollkommen deplaziert und auch unnötig, wenn durch Standardisierung und Optimierung die Ergebnisse im Rahmen gewisser Toleranzen vorhersehbar sind.
Unabhängig vom technischen Verfahren sollte die Auflagenhöhe angemessen sein. Das reduziert nicht nur die Makulierungsquote, sondern auch die Stückpreise. Außerdem trägt dies zur Verbesserung der Kundenbindung bei.
Die bereichsübergreifende Automatisierung eröffnet ein Potenzial, das entsprechend Erfahrungen aus der Praxis zwischen 10 und 30 Prozent an Produktivitätsgewinn erlaubt. Gleichzeitig verringert sie die Makulatur sowie die Materialverbräuche.

Produktion:
Es gibt keine proportionale Relation zwischen der Erhöhung der Umdrehungsanzahl und dem Energieverbrauch. Mit der zunehmenden Leistungshöhe verkürzt sich als wertvolle Ressource die Arbeitszeit.
Farbvoreinstelldaten und/oder ZIP3- bzw. ZIP4-Workflow reduziert die Menge an Vorlaufbogen im Druck um etwa 40 Prozent.
Makulaturreduzierungen lassen sich auch durch mehrteilige Produktionen erzielen, wenn entsprechende Zusatzmengen nicht nach Gefühl produziert werden. Die Maschine sollte automatisch abgeschaltet werden, wenn die entsprechende Menge erreicht ist.

Supply Chain Management:
Durch die Vernetzung der Prozesse mit den Kunden lassen sich einige Aufwendungen drastisch reduzieren. So erlaubt E-Procure im Sinne der Beschaffung vom Angebot bis zur Rechnungslegung elektronisch zu arbeiten. Auch im Bereich Content-Management und Web-to-Print gibt es vielfältige technische Alternativen.
Mit Lösungen zur Einbindung der Lieferanten lassen sich Leerfahrten komplett vermeiden. Wenn Lieferanten das gesamte Spektrum an Materialbedarf anbieten, können zudem Rampenkontakte reduziert werden. Das spart wichtige Ressourcen und Arbeitswege.

Der PaperChecker
Die Papierqualitäten sind zwar sehr hochwertig, weisen im Ergebnis aber dennoch erhebliche Unterschiede auf, die oftmals zu erhöhtem Ausschuss oder Leistungsminderungen führen. So gibt es sogar von Charge zu Charge Schwankungen im Weißegrad von bis zu 20 Prozent. Im Rollenoffsetbereich ergaben Benchmarkuntersuchungen des IRD Leistungsunterschiede von 15 Prozent bezogen auf die unterschiedlichen Papierqualitäten in der Verdruckbarkeit.
Es gibt auch extreme Schwankungen in der Geschwindigkeit der Bedruckung. Bei Hochleistungsmaschinen treten zwischen optimierten und weniger gut geeigneten Papieren Differenzen von bis zu 20% auf. Das beeinflusst nicht nur den Materialverbrauch an Papier, sondern auch den Farbverbrauch.
Um die Verdruckbarkeit von Papier und Karton in Rollen- und Bogenoffset verlässlich beurteilen zu können, hat Roger Bourquin den PaperChecker entwickelt. Er misst die Vernetzungseigenschaften des Papiers oder des Kartons, welche die Farbannahme maßgeblich bestimmen. Die Messergebnisse fließen bereits in den Vorstufenprozess mit ein. So lassen sich zum einen hohe Laufzeiten und zum anderen kürzere Einrichtezeiten realisieren. Effekte von Geistern sowie Trocknung lassen sich ebenfalls interpretieren. Zurzeit laufen Tests bei Papierfabriken und verschiedenen Druckereien.