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Nachhaltige Forstwirtschaft

Nachhaltige Forstwirtschaft

Nachhaltigkeit bedeutet, dass wertvolle Ressourcen, wie sie die Wälder und Urwälder auf unserem Planeten darstellen, geschützt werden.

Herkunft: Media Mundo
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Bei der nachhaltigen Forstwirtschaft geht es um ökologisch und ökonomisch wertvolle Holz- und Holzprodukte, die schnell auch zum Bereich Papier führen.
Die Aufgabe der nachhaltigen Forstwirtschaft ist es, die vorhandenen Waldflächen so zu betreuen, dass trotz einer intensiven wirtschaftlichen Nutzung die Waldressourcen auch in Zukunft noch in ausreichender Menge und gleicher oder sogar besserer Qualität zur Verfügung stehen. Das ist eng verbunden mit der Tatsache, dass Waldbesitzer dafür Sorge tragen müssen, dass wichtige ökologische, wirtschaftliche und soziale Funktionen erfüllt sind und bleiben. Unterstützt werden sie in dieser Aufgabe von Nichtregierungsorganisationen wie dem FSC oder dem PEFC. Beide Organisationen garantieren durch eine Zertifikatvergabe, dass Wälder treu diesen Prinzipien bewirtschaftet werden.

Ökologie


80% der gesamten Fläche des mitteleuropäischen Kontinents ist von ihrer natürlichen Ausstattung her ein Buchenwald. Doch wer weiß schon, wie ein Buchenschößling aussieht. Der Mensch hat sich so sehr von Natur und Umwelt entkoppelt, dass er die flächenmäßig wichtigste Pflanze nicht mehr kennt. Deshalb ist es die vordringlichste Aufgabe einer nachhaltigen Forstbewirtschaftung, die Natur wieder in die Waldwirtschaft zu integrieren. Dazu gehören der Schutz und die Förderung eines natürlichen Baumbestands und Selbstverjüngungsprozesse entsprechender Baumarten, der Schutz und Erhalt des Artenvorkommens seltener Pflanzen, die Sicherung der Bewirtschaftung entlang von Wasserläufen, die Sicherung von Biodiversität sowie die Stilllegung von Flächen.
Dazu gehören aber auch scheinbar negative Maßnahmen. Wenn beispielsweise ein Spaziergänger im Wald ein Reh auf einer Lichtung sieht, ist das für ihn sicherlich ein Anblick, der ihn freut. Tatsächlich ist es aber Ausdruck eines der dringlichsten Probleme in deutschen Wäldern: Der Wald ist zu klein für den Rehbestand. Eine nachhaltige Forstwirtschaft wie sie zum Beispiel der FSC zertifiziert trachtet danach, dies zu reglementieren, um die ökologische Balance zu sichern. Nach Sturmkatastrophen werden Holzpolder errichtet, die viele Waldbesucher ärgern, weil sie ‚die Landschaft verschandeln‘ oder ‚das Wasser belasten‘. Die wenigsten Leute wissen jedoch, dass solche Polder Pestizide überflüssig machen und deshalb Zeichen einer hochmodernen Forstwirtschaft sind.
Leider gehören auch Plantagen zur Realität. 95 % der Papiere in Deutschland basieren auf Eukalyptus, einer hochproduktiven Baumart, die auf großen Flächen angebaut wird. Die einzige Lösung beim Verzicht auf Plantagen wäre der Verzicht auf Papier und das ist weder durchführbar noch gewollt. Die Alternative ist die Zertifizierung der Plantagen. Auf diese Weise bleiben zumindest die Naturwälder in den Zwischenräumen und entlang den Wasserläufen geschont.

Soziale Aspekte


Zu den sozialen Aspekten einer nachhaltigen Waldbewirtschaftung gehört in erster Linie der Schutz der lokalen Bevölkerung. In Guatemala gab es beispielsweise vor einigen Jahren das Problem, dass ein Nationalpark nicht geschützt werden konnte, da die Bewohner rund um sehr arm waren. Sie waren beinahe gezwungen, Holz zu stehlen oder Wälder zu verbrennen, um Ackerbau zu betreiben. Nachdem 500 000 Hektar Wald als Schutzgürtel um das Kerngebiet FSC-zertifiziert wurde, konnte die Verbindung zwischen der Wertschöpfung des Waldes und den Bewohner geschaffen werden. Das Resultat ist, dass die Entfaltungsrate im kerngeschützten Bereich des Waldes 20 Mal schneller voranschreitet als in FSC-zertifizierten Teilgebieten.
Wie die Interessen indigener Völker im forstlichen Management aufgegriffen und gesichert werden können, beweist eine der weltweit größten Konzessionen von 1,2 Millionen Hektar. Von den dort lebenden 50 000 Einheimischen gehören etwa 25 000 zu einem Pygmäenstamm. Um dieser Herausforderung zu begegnen, hat das Unternehmen ein GPS-System eingeführt. Mittels verschiedener Symbole können die Bewohner, die zumeist Analphabeten sind, Medizinalpflanzen, Bäume mit kultureller Bedeutung und Bäume, die als Brennholz genutzt werden sollen, kartieren und so direkt mit der Inventur des Konzessionärs verbinden.
Ein wichtiger sozialer Aspekt ist aber auch der Arbeitsschutz. Die Forstwirtschaft zählt allein in Deutschland neben der Minenarbeit zu den gefährlichsten Berufen. Um Unfallraten und Verletzungen zu reduzieren, sind deshalb auffällige Kleidung, Helm, Sichtschutz, Gehörschutz, Handschuhe, Schnittschutzhosen neben einer ganzen Palette von Sicherheitsvorschriften Pflicht. Was hierzulande selbstverständlich ist, kommt in vielen anderen Ländern nur durch die Zertifizierung zum Tragen. In den Wäldern in Paraguay sind ansonsten viel eher Sandalen und kurze Hosen die Regel.

Ökonomie


Die nachhaltige Forstwirtschaft bringt aber nicht nur ökologische und soziale Vorteile, sondern auch ganz konkret ökonomische. Beispielsweise gibt es in den Tropen Konzessionen, die über eine Zertifizierung Märkte in Europa oder den USA erschließen. So konnte ein Naturwaldbetrieb in Bolivien mit einer Konzession von über einer Million Hektar die wirtschaftliche Abhängigkeit von nur wenigen bekannten Baumarten durchbrechen und viele weitere Baumarten in die Nutzung bringen. Der seltene Mahagoni wird indes substanziell geschont.
Ein Kleinbauer in Honduras hatte ein ähnliches Problem. Er kümmerte sich nicht um seinen Privatwald, da dieser keinen Wert für ihn hatte. Ein FSC-Projektpartner unterstützte ihn bis zur Zertifizierung. Heute betrachtet er sein Eigentum mit anderen Augen, da er daraus Wert schöpfen konnte. Im Unterschied zu früher hat der Kleinbauer nun ein festes Haus und seine Kinder gehen zur Schule.
Gerade die letzten Beispiele verdeutlichen, wie eng die drei Aspekte tatsächlich miteinander in Verbindung stehen. Wirkliche Nachhaltigkeit entsteht, wenn man Umweltinteressen, soziale Interessen und wirtschaftliche Interessen in relativer Gleichwertigkeit zusammenbringt und zu Lösungen formulieren lässt.

Anja Schlimbach