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Verwendung von Druckfarbe im Akzidenz-Bogenoffset-Prozess

Verwendung von Druckfarbe im Akzidenz-Bogenoffset-Prozess

Unabhängig von den vielfältigen Anforderungen an Druckfarben – wie z.B. für die unzähligen Papiersorten, Temperatur- und Trocknungsbedingungen usw. – gibt es Mindestanforderungen für die Auswahl von Druckfarben, die in dieser Empfehlung beschrieb

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Vorbemerkungen


Die Herstellung von Druckfarben für den Akzidenz-Bogenoffsetdruck ist in der Regel „nur“ ein Mischen, Dispergieren und Homogenisieren von Farbstoffen, Bindemitteln (Additiven) und Hilfsstoffen. Neben den technischen Anforderungen an die Rezeptbestandteile sind also die maßgeblichen Einflussfaktoren für ökologische und nicht gesundheitsgefährdende Druckfarbe in der Auswahl der einzelnen Farbbestandteile zu suchen.
Unabhängig von den vielfältigen Anforderungen an Druckfarben – wie z.B. für die unzähligen Papiersorten, Temperatur- und Trocknungsbedingungen usw. – gibt es Mindestanforderungen für die Auswahl von Druckfarben, die in dieser Empfehlung beschrieben sind. Hinzu kommt, dass nur Druckfarben eingesetzt werden dürfen, die Farbhersteller mit einem zertifizierten Umweltmanagement-System anbieten.
Dabei ist zu berücksichtigen, dass der Gesamtmarkt für Druckfarbe in Europa eine Größenordnung von etwa 1 Mio. t (davon ca. 250.000 t Offsetdruckfarben) mit einem Volumen von ca. 3,5 Mrd. Euro bedeutet.(1)

I. Empfehlung


(1) Der Verzicht auf Mineralöl und der alternative Zusatz pflanzlicher Öle bei der Herstellung von Druckfarben ist eine Mindestanforderung für Bio- bzw. Öko-Druckfarben.

(2) Das Druckfarbenbestandteil „Bindemittel“ der eingesetzten Farbe muss zu 100% aus pflanzlichen und nachwachsenden Rohstoffen (Baumharz – Kolophonium –; pflanzliche Öle – Sojaöl, Leinöl –) bestehen. 1) 7)

(3) In Offset-Druckfarben dürfen keine leicht flüchtigen Lösemittel (VOC-haltig) verarbeitet sein.

(4) Beim Einsatz von Farbsystemen ist darauf zu achten, dass die entsprechenden Behältnisse möglichst rückstandsfrei entleert werden und einem Recyclingsystem zugeführt werden.

(5) Für die Druckfarben muss der Carbon-Footprint verfügbar sein.

(6) Anteil der Rezeptur an Bestandteilen, die
1) nachwachsend &
2) in keiner Konkurrenz zu Lebensmitteln (keine Flächenkonkurrenz) stehen
muss mindestens 18% betragen.
3) Druckfarben dürfen keinerlei gentechnisch veränderte Bestandteile enthalten.

II. Erklärungen


1) Ca. 16 Prozent der Farbe sind Farbmittel/Pigmente. Das sind die einzigen Bestandteile, in der keine nachwachsenden Rohstoffquellen zum Einsatz kommen. Grund dafür ist, dass zurzeit keine natürlichen Pigmente mit vergleichbaren technischen Eigenschaften (v. a. Farbstärke, Brillanz, Lichtechtheiten und Dispergierbarkeit) zur Verfügung stehen.

2) Druckfarben aus nachwachsenden Rohstoffen (Öko-Druckfarben) sind Farben, die im Bindemittel kein Mineralöl, sondern Pflanzenöle und/oder Monoester von Pflanzenölfettsäuren enthalten. Diese Tatsache ist das Hauptunterscheidungskriterium zu herkömmlichen Druckfarben.

3) Öle aus nachwachsenden Rohstoffen bestehen aus Glycerinestern von Fettsäuren. Sie sind schlecht wasserlöslich, aber ökologisch vorteilhafter, da sie verseifbar und biologisch leichter abbaubar sind als mineralölbasierte Bindemittel.

4) Öko-Druckfarbe ist ähnlich deinkbar wie Mineralölfarben.

5) Grundstoff der als Bindemittel eingesetzten Firnisse ist
 u. a. Sojaöl. Soja wird überwiegend in Südamerika produziert, wo 52 Prozent der globalen Ernte eingefahren wird. Es werden dabei vor allem transgene Sorten mit gentechnisch verändertem Saatgut angebaut. Zur Vergrößerung der Ertragsflächen werden in Argentinien und Brasilien fortwährend große Flächen des Tropischen Regenwaldes abgeholzt und urbar gemacht. Bis 2006 wurden 15 Prozent der gerodeten Fläche für den Anbau von Sojabohnen verwendet. 13 Prozent des Regenwaldes insgesamt fielen bis 2006 bereits der Abrodung und Kultivierung zum Opfer („Soybean boom spells bad news for climate”, New Scientist, Bd. 194, Nr. 2.600, 21.04.2007, S. 12). Die Rodung der tropischen Regenwälder führt zur irreversiblen Zerstörung des Ökosystems mit weitreichenden Folgen für die Artenvielfalt und das Klima im Amazonasbecken und weltweit. Der Verzicht auf Soja ist dennoch nicht sinnvoll. Siehe Empfehlung Punkt 6)

6) Grundstoff der Hartharze ist Kolophonium, das aus China (Hauptlieferant) oder Portugal, Brasilien, Mexiko bezogen wird. Es wird aus Rinde oder Wurzeln gewonnen, die durch chemische Modifikation zu einem gezielt eingestellten Hartharz verarbeitet werden. Aus welchen Wäldern der Rohstoff stammt, ist nicht nachzuvollziehen. Der Schutz von Wäldern als Naturgüter müsste aber auch bei der (siehe Empfehlung 6) Verwertung von Nebenprodukten gewährleistet sein. Kolophonium, ein Nebenprodukt der Forstwirtschaft, kann demnach auch aus Wäldern stammen, die nicht nach Richtlinien für nachhaltige Forstwirtschaft, beispielsweise kontrolliert durch den Forest Stewardship Council (FSC) oder das Programme for Endorsement of Forest Certification Schemes (PEFC), bewirtschaftet werden. Diese Organisationen stellen auch die soziale Verantwortung der Forstbetriebe und angeschlossenen Unternehmen sicher.

7) Beim Einsatz von nachwachsenden Rohstoffen ist zu berücksichtigen, dass die meisten von ihnen erst dann ihre volle Leistungsfähigkeit erhalten, wenn sie durch verschiedene Prozesse an den Verwendungszweck angepasst werden. Hier gilt also sicherzustellen, dass die Anpassung nachwachsender Rohstoffe in Summe keine schlechtere Ökobilanz zum Vorschein bringt als beim Einsatz von alternativen Rohstoffen.

III. Informationsquellen


EuPIA – www.eupia.org
www.posturban.de/archiv/biofarbe
www.druckfarben-vdl.de/