Downloads

Die nachhaltige Medienproduktion

Die nachhaltige Medienproduktion

In Sachen Nachhaltigkeit ist die Medienproduktion in vieler Hinsicht Vorreiter. Es gibt eine Vielzahl an Technologien und Konzepten zur umweltgerechten Fertigung. Dennoch fehlt es oft an einer strategischen Herangehensweise.

Herkunft: Media Mundo
Download PDF (0,53MB)

Geht es um ein solch komplexes Konzept wie die Nachhaltigkeit, dann benötigt es einiges an Zeit, das dazu notwendige Wissen zu erwerben. Obwohl ein langfristig verantwortungsvolles Handeln auch in der grafischen Industrie schon sehr lange existiert, werden die dazugehörigen Methoden, Materialien und Prinzipien nur selten erklärt. Und so nimmt die Nachhaltigkeit in der Medienproduktion immer noch nicht die Rolle ein, die ihr eigentlich zustehen sollte.
Es gibt in Druckereien und Agenturen sehr vielfältige Möglichkeiten, Medien und Medieninhalte ökologisch, ökonomisch und sozial verantwortungsvoll zu produzieren. Solche Einzelprojekte wie das klimakompensierte Drucken sind wichtig und wertvoll, aber sie reichen allein nicht aus, um tatsächlich nachhaltig zu handeln. Mit Klimaneutralität ist eine primäre Aufgabe verbunden. Und diese ist nicht die Kundengewinnung. Nachhaltigkeit erfordert immer auch Ganzheitlichkeit und Authentizität. Zudem beruht die nachhaltige Produktion stets auch auf wirtschaftlicher und ökologischer Aktion. Es geht darum, Erfahrungen zu vermitteln und den Austausch anzuregen. Deshalb haben der Fachverband Medienproduktioner und die Media Mundo-Initiative den Begriff der nachhaltigen Medienproduktion geprägt und mit Wissensvermittlung sowie konkreten Handlungsempfehlungen verbunden.

Die Bausteine


Es gibt zahlreiche Maßnahmen, die dazu beitragen, umweltgerechter oder nachhaltiger zu produzieren. So kann zum Beispiel das klimakompensierte Drucken für Dienstleister wie Auftraggeber einen konkreten Nutzen bieten. In diesem Zusammenhang ist die Glaubwürdigkeit allerdings ein wesentlicher Faktor. Die Kompensation von Emissionen ist nur dann ein effizienter Beitrag zum freiwilligen Klimaschutz, wenn zuvor sämtliche Stellschauben genutzt werden, um Emissionen zu vermeiden bzw. weitgehend zu reduzieren. Dazu zählen die Optimierung der Energienutzung entlang der gesamten Produktionskette sowie die Verwendung von Ökostrom. Die Investitionen in verbrauchsarme Technologien oder in Energierückgewinnung amortisieren sich in der Regel recht schnell und senken dabei mittelfristig auch die Betriebskosten des Unternehmens.
Allein durch die Umstellung auf Recyclingpapier kann die CO2-Bilanz eines Druckdienstleisters oder eine Agentur beträchtlich reduziert werden. Im Vergleich zu herkömmlichen Papieren wird in der Produktion von Recyclingpapier 60% weniger CO2 emittiert. Angesichts des Verbrauchs einer Druckerei, die allein für den Eigenbedarf oft mehrere Kilo Papier pro Tag benötigt, stellt dies ein enormes Optimierungspotenzial dar. Hinzu kommen mehrere Tonnen pro Jahr, die als Material für den Druckprozess verwendet werden. Gelingt es, die Kunden vom Nutzen des Recyclingpapiers und dessen Eigenschaften zu überzeugen, kann eine Druckerei auf diese Weise mit geringen Mitteln ihre Umweltleistung dauerhaft verbessern.
Es gibt jedoch einige Erzeugnisse, für die Recyclingpapiere aufgrund ihrer besonderen Eigenarten in der Bedruckbarkeit, der Trocknung und bei der Weiterverarbeitung nicht gut geeignet sind. In diesem Fall empfiehlt sich ein FSC-zertifiziertes Papier, bei dem die Primärfaser aus nachhaltiger Waldbewirtschaftung stammt.
Auch andere Materialien wie Druckfarbe oder Dispersionslacke sind in ihrer Zusammensetzung mittlerweile deutlich umweltfreundlicher. Es gibt mineralölarme Farben, mineralölfreie Farben sowie Biofarben. Die Bezeichnungen sind allerdings nicht einheitlich. Ein Biolack verzichtet in der Bindung auf Erdöl und nutzt pflanzliche Bindemittel. Dafür ist er jedoch aufgrund der Forschungskosten oft deutlich teurer als herkömmlicher Lack. Diesbezüglich besteht noch ein sehr großer Aufklärungsbedarf.

Die Grundlage


Leider sind der Anspruch an die Nachhaltigkeit und die tatsächliche Nutzung von umweltgerechten Technologien und Methoden in vielen Fällen noch weit voneinander entfernt. Zwar werden die Einzelleistungen angeboten, aber nicht sinnvoll zu einem ganzheitlichen Konzept verknüpft. Es fehlt an Strategien, die einzelnen Bausteine zusammenzufügen
Eine solide Grundlage dafür sind die Zertifizierungen nach ISO 9001, ISO 14001 und EMAS. Insbesondere Umweltmanagementsysteme erfordern eine ganzheitliche Analyse und kontinuierliche Verbesserung sämtlicher Produktionsparameter, die Einfluss auf die Umweltleistung des Unternehmens haben. Das reicht von der Vorstufe bis zur Weiterverarbeitung und von der Beschaffung bis zum Vertrieb. Auf dieser Basis kann die Wirksamkeit jedes einzelnen Bausteins optimiert und Synergien genutzt werden.
Den universalen Weg der nachhaltigen Medienproduktion gibt es allerdings bislang noch nicht. Vor allem existieren keine offiziellen Standards, die allen Beteiligten Sicherheit und konzeptionelle Unterstützung bieten. Die Media Mundo-Intiative veröffentlicht in regelmäßigen Abständen jedoch Richtlinienempfehlungen zu den verschiedenen Vorgehensweisen zu einer umweltgerechten und klimaschonenden Druckproduktion. Im Media Mundo-Beirat für nachhaltige Medienproduktion engagieren sich wichtige Umweltverbände sowie Vertreter von Wirtschaft und Politik.

Der Mehrwert


Erfolgreiche Unternehmen erschließen sich regelmäßig neue Märkte. Das gilt auch für die Druckindustrie. Hier stellt die nachhaltige Medienproduktion eine Chance dar, sich innovativ vom Wettbewerb abzugrenzen. Soziale Aspekte und Umweltziele sind heutzutage wichtige Faktoren, mit denen sich ein Unternehmen profilieren kann und die von den Kunden mittlerweile auch eingefordert werden.
Die Zukunftsfähigkeit eines Betriebs wird durch das Konzept Nachhaltigkeit zugleich in einer weiteren Hinsicht gesichert: Die klassische Ökonomie, die ausschließlich den wirtschaftlichen Gewinn fokussiert, hat ausgedient, denn sie berücksichtigt nicht die Folgen der Übernutzung natürlicher Lebensgrundlagen. Allein ein nachhaltiges Wirtschaften sichert die zukünftigen Märkte ebenso wie das Vorhandensein der notwendigen Rohstoffe.

Media Mundo und die nachhaltige Medienproduktion


Künftig werden klimafreundliche Produkte mehr und mehr von der Print- und Medienindustrie gefordert werden. Media Mundo setzt sich mit der Problematik auseinander und diskutiert entsprechende Lösungsansätze für Medienproduktioner, Marketingentscheider und Druckdienstleister. Dazu gehören:
-Materialauswahl (Papier, Farbe, etc.)
-FSC- und PEFC-Zertifizierungen
-Unternehmenszertifizierungen
-Senkung der CO2-Emission
-Emissions- bzw. Zertifikatshandel

Nachhaltige Medienproduktion bedeutet für Media Mundo, dass sich Betriebe der grafischen Industrie darum bemühen, negative Umweltfolgen gänzlich zu vermeiden, negative Umweltauswirkungen nach Kräften zu reduzieren und anschließend noch verbleibende negative Umweltfolgen auszugleichen – in genau dieser Reihenfolge.

Rüdiger Maaß